Simone de Beauvoir

Mit dem bekannten Zitat aus ihrem philosophischen Hauptwerk Das andere Geschlecht “Man ist nicht als Frau geboren, man wird es.” bringt Simone de Beauvoir den Kern ihres Feminismus zum Ausdruck. Es sind die gesellschaftlichen Konventionen und Machtverhältnisse in einer von Männern für Männer gebauten Welt, die die Frau überhaupt erst zur Frau machen.

Der Mann, der sich als solcher definiert, ist darauf angewiesen, die Frau als gegenteiliges Konzept zu entwerfen und als “das Andere” zu setzen, um seine eigene Identität als Norm behaupten zu können. Männer wie Frauen finden in der Welt also vordefinierte Rollenbilder, in die sie sich integrieren müssen. Besonders Frauen können sich somit nicht als Individuum frei setzen und behaupten. Doch das bedeutet auch, dass diese gesellschaftlichen Umstände durch den Menschen veränderbar sind. Eine Befreiung der Frau, davon ist auch Simone de Beauvoir überzeugt, ist nur im Sozialismus möglich.

Über ihren ausschlaggebenden Beitrag zur feministischen Theorie hinaus, entwickelte sie auch den französischen Existenzialismus mit, schrieb erfolgreiche Romane und war Teil der Redaktion einer Zeitung der Resistance, der sie während der Nazi-Besatzung Frankreichs nahe stand.

Bis zu ihrem Tod blieb sie stets eine Theoretikerin und Autorin, die die Weltgeschichte nicht nur analysierte und künstlerisch verarbeitete, sondern auch aktiv an den politischen Vorgängen ihrer Zeit teilnahm. Zum Beispiel als Mitglied des Russel-Sartre Tribunals zur Untersuchung amerikanischer Kriegsverbrechen in Vietnam oder in der antikolonialen Bewegung während des Algerienkrieges.