Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, sowie in den Tagen zuvor und danach fanden im Gebiet des damaligen Deutschen Reichs koordinierte Angriffe auf jüdisches Leben statt. Diese gingen als Reichspogromnacht in die Geschichte ein.

Diese Pogrome führten zum Tod hunderter Jüdinnen und Juden durch Mord, Selbstmord und Internierung unter menschenunwürdigen Verhältnissen. Unzählige Geschäfte, Wohnungen, Synagogen, Friedhöfe und Kulturstätten wurden verwüstet oder vollständig zerstört. 

Die Geschichte des Antisemitismus ist lang und war in Form von Antijudaismus, religiöser Verfolgung, Verschwörungserzählungen und Pogromen besonders im christlichen Europa schon immer äußert grausam. Die Nazis hoben den Antisemitismus auf eine neue Stufe mit nie gekanntem Ausmaß und Brutalität.

Der moderne Antisemitismus, der sich im Zuge der Herausbildung von Nationalstaaten formierte, legte den Grundstein für die Verfolgung und Ermordung von Juden und Jüdinnen im 20. Jahrhundert. Für die Nazis waren Juden gleichzeitig Feinde, die das Reich der „Herrenrasse“ von innen heraus zersetzen und die Bedrohung von außen steuern. Sie sollten sowohl hinter dem internationalen Finanzkapital als auch hinter dem Bolschewismus stecken. Dieser irrationale und fanatische Hass mündete letztlich im Holocaust.  

Bereits vor dem Gewaltexzess des 9. November entrechteten die Nazis deutsche Juden und Jüdinnen mit den „Nürnberger Rassengesetzten“ und konnten sich dabei auf den seit langem verwurzelten und Antisemitismus stützen. Jedes “Wir wussten nicht, was passiert ist” von zahllosen “braven” Deutschen und die Passivität der übrigen Staaten verhöhnt diese Tatsache. Lauter kann nicht geschwiegen werden. Was folgte, zeigt dass die Pogrome des 9. Novembers nur ein Vorzeichen für die kommenden Jahre waren. Unter den Nazis wurde daraufhin nicht nur der zweite Weltkrieg begonnen, sondern ein industrieller und geplanter Genozid an 6 Millionen Juden und Jüdinnen begangen, der beispiellos in der Geschichte ist.

Gerade in Zeiten in denen Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder besonderer Alltagsdiskriminierung und Angriffen ausgesetzt sind und die politische Rechte an Kraft gewinnt, müssen wir dem entgegen treten. Die Gleichwertigkeit aller Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Glauben oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit ist nicht nur aus humanistischer Ethik geboten, sondern grundlegende Voraussetzung für einen gemeinsamen Kampf für eine bessere Welt.

Wir lassen nicht zu, dass wir von Rassismus und Antisemitismus gespalten werden! Wir müssen Antisemitismus überwinden, damit wir in einer Gesellschaft von Geschwistern leben können, in der Pogrome und Völkermord undenkbar werden.

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Nie wieder Völkermord!