106 Jahre Oktoberrevolution

„Dieser erste Sieg ist noch nicht der endgültige Sieg, und unsere Oktoberrevolution hat ihn nur unter beispiellosen Mühsalen und Schwierigkeiten, unter unerhörten Qualen, begleitet von größten Mißerfolgen und Fehlern unserseits davongetragen. […] Wir fürchten uns nicht, unsere Fehler zuzugeben, und wir werden sie nüchtern beurteilen, damit wir lernen, sie zu korrigieren. […] Wir haben dieses Werk begonnen. Wann, in welcher Frist, die Proletarier welcher Nation dieses Werk zu Ende führen werden, das ist unwesentlich. Wesentlich ist, daß das Eis gebrochen, daß die Bahn frei gemacht, daß der Weg gewiesen ist“.

– W. I. Lenin

Heute jährt sich zum 106. Mal die Oktoberrevolution. Am 07. November (nach dem altem julianischen Kalender der 25. Oktober) 1917 gelang es den Arbeiter:innen unter der Führung der Kommunist:innen in Russland, die Macht der bürgerlichen Übergangsregierung zu brechen und damit die politischen Voraussetzungen für den Aufbau des Sozialismus zu schaffen. Mit Lenin an der Spitze setzten die Bolschewiki ein umfassendes revolutionäres Programm um. Angefangen bei der Beendigung des Kriegs bis hin zur Enteignung der Kapitalist:innen und Großgrundbesitzer:innen, verwirklichten sie die sozialistische Demokratie.

Ausgehend von der Oktoberrevolution gelang es – nach dem Zurückschlagen der Konterrevolution im Bürgerkrieg – mit der Gründung der UdSSR einen realen Gegenentwurf zum Elend des Kapitalismus aufzubauen. In einem nie zuvor gekannten Ausmaß wurden große Verbesserungen für die Arbeiter:innen, die Frauen und alle Unterdrückten des Zarenreiches erreicht. Nur mithilfe der Roten Armee gelang es, den deutschen Faschismus zu besiegen.  Doch ökonomische Krisen, Fehler in der Führung und der stärker werdende  Revisionismus in der Partei, führten zum Scheitern der UdSSR. Dieses Scheitern wird heute von der bürgerlichen Geschichtsschreibung genutzt, um den Sozialismus​ grundsätzlich für unrealistisch zu verklären und den Kapitalismus als das Ende der Geschichte zu propagieren. Mit aller Macht versuchen die Herrschenden den Status Quo als unumstößlich zu inszenieren und die Hoffnung auf eine bessere Welt in reformistischen Illusionen zu ersticken. Aber der Blick in die Geschichte zeigt, dass aufgrund der Widersprüche des Kapitalismus eine starke revolutionäre Bewegung in der Lage ist, die Grundpfeiler der Unterdrückung zu brechen.

Die Oktoberrevolution ist deshalb für uns nicht nur ein Gedenktag, sondern die stetige Erinnerung und der Ansporn, dass eine andere Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung möglich ist, wenn wir bereit sind, für sie zu kämpfen. Auch heute stehen wir vor einer Welt, die voll ist mit den Leiden, die der Kapitalismus verursacht. Krieg, Hunger und die Ausbeutung von Mensch und Natur treiben die Widersprüche dieses Systems auf die Spitze und fordern uns auf, sich den herrschenden Verhältnissen entgegen zu stellen.

So sehr voran geschritten die objektiven Verhältnisse sind, so sehr müssen wir uns eingestehen, dass die Voraussetzungen (was unsere Bewegung hierzulande angeht) denkbar schlecht sind. Der Neoliberalismus hat das Klassenbewusstsein der Menschen stark geschwächt und die Zersplitterung unserer Bewegung ist groß. Es gibt weder eine besonders große Massenbasis in der Arbeiter:innenklasse, noch  ist die  kommunistische Bewegung in einer revolutionären Partei vereint und in der Lage, gemeinsam zu kämpfen. Diese Schwächen gilt es anzugehen, um eine neue Revolution zu wagen. Dafür müssen wir einerseits eine Verankerung in der arbeitenden Klasse aufbauen und uns anderseits stärker mit revolutionärer Theorie auseinandersetzen. Nur die Einheit aus beidem führt uns aus der aktuellen Schwäche und macht es möglich, dass der Sozialismus wieder eine reale Option wird. 

Angesichts der Gefahren von Krieg und Klimakatstrophe müssen wir uns heute organisieren, um das Erbe der Oktoberrevolution fortzuführen und neu anzugehen. Es gilt, aus den Errungenschaften Schlüsse zu ziehen und aus den Fehlern zu lernen. Es gilt, den Kampf theoretisch wie praktisch zu führen. Es gilt, die revolutionären Kräfte zu vereinen.